Goldmagd

Isabell Schmitt-Egner
3.96
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Du verstehst es wirklich, meine Neugier zu befeuern. Und du scheinst in meine Seele zu schauen. Das macht mich etwas sprachlos.Ihre goldenen Haare erscheinen der jungen Aurelie wie ein Fluch. Ihre goldenen Flechten interessieren auch den Knecht Girnot, der immer wieder versucht, Aurelies hüftlange Haare abzuschneiden und zu verkaufen. Eines Morgens muss sie vor ihm in den Wald flüchten, mit nichts als einem Nachthemd und einem dünnen Umhang bekleidet.In höchster Not erhält sie Hilfe von einem Unbekannten, der ihr nicht mehr aus dem Kopf geht. Wer ist er? Diese Frage quält sie auch dann noch, als sie eine Stelle als Küchenmagd annimmt und sich ihr Leben scheinbar zum Besseren wendet, bis ihre außergewöhnlichen Haare sie erneut in große Schwierigkeiten bringen.***»Sag mal, hast du die Männer gesehen, die im Stall waren, als du mich gefunden hast?«, fragte sie leise.»Was für Männer?« Carlotta schien sofort überinteressiert, so dass Aurelie ihre Frage schon wieder bereute.»Da standen zwei Männer und der eine war der, der mich im Wald gefunden hat.«»Bist du sicher?«, fragte Carlotta mit großen Augen. »Der arbeitet hier? Ich habe ja langsam schon gedacht, er ist nur eine Erfindung von dir. Schließlich hast du dir den Kopf gehörig angeschlagen.«»Ich habe mir das nicht eingebildet«, sagte Aurelie, während sie zur Wäschekammer liefen. Das Essen hatte die Müdigkeit mit Macht in ihren Körper zurückgebracht und die Vorstellung, in ein paar Stunden ins Bett sinken zu dürfen, erschien ihr wie ein unerreichbarer Wunschtraum.»Ich glaube dir ja, aber dann müssen wir herausfinden, wer dein unbekannter Retter ist. Oh, ist das aufregend! Ich liebe romantische Geschichten!« Carlotta quietschte, dass Aurelie schmerzhaft das Gesicht verzog.»Es ist keine romantische Geschichte.« Aurelie schloss die Tür der Wäschekammer hinter ihnen und schaute nach der Glut in dem kleinen Kamin. Sie musste das Eisen neu erhitzen, bevor sie weiter plätten konnte.»Nein, du willst dich nur bedanken«, flötete Carlotta. »Weißt du denn gar nicht, wie er aussieht?«»Nein. Bis auf seine Stimme kenne ich nichts von ihm.«Und das Gefühl, wenn er mich im Arm hält.»Hier arbeiten so viele Junggesellen«, plapperte Carlotta und begann, die ausgebreitete Wäsche mit Wasser zu besprengen. »Von Junggeselle war nie die Rede«, sagte Aurelie und ärgerte sich, dass ihre Wangen ein bisschen warm wurden. Vielleicht lag das aber auch an der Hitze des Ofens, auf dem sie das Plätteisen heiß werden ließ.»Wieso nicht? Was ist, wenn er dich gerettet hat, weil ihm dein Haar so gut gefällt?«»Ich trug ein Kopftuch. Das hatte damit gar nichts zu tun. Ich denke, er ist einfach … ein guter Mensch. Nichts weiter.«»Ein guter Mensch also …« Carlotta hatte immer noch diesen Tonfall in der Stimme, aber Aurelie sah es ihr nach, eingedenk all der Dinge, die Carlotta heute schon für sie getan hatte.***Wenn ich Eure Zeilen sehe, glaube ich fast nicht mehr daran, dass ein König eine größere Wahl hat als ein Bauer. Wir alle tun, was wir müssen, aber es sollte doch für jeden Menschen einen kleinen Bereich geben, in dem sein freier Wille noch etwas zählt.
Genres:
324 Pages

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