Rolf Wiggershaus Von Adorno ist bekannt, dass er den berühmten Schlusssatz des Tractatus von Wittgenstein, demzufolge man über das, worüber man nicht sprechen kann, schweigen solle, als Ausdruck geistiger Vulgarität verachtet hat. Es käme gerade darauf an, mit den Mitteln des Begriffs, das Unsagbare sehen zu lassen. Wittgenstein hat seinerseits Adorno gar nicht erst zur Kenntnis genommen. Rolf Wiggershaus, der mit einer zum Klassiker avancierten Studie zur Geschichte der Frankfurter Schule hervorgetreten ist, legt nun einen Vergleich zwischen diesen scheinbar völlig heterogenen Denkern vor. Er sieht ihre Gemeinsamkeit und spezifische Modernität im Bestreben eine Philosophie zu entwickeln, die dem traditionellen Prinzip einer absoluten und allmächtigen Vernunft die Idee der reflektierten Teilnahme an der Lebenswelt entgegenstellt. Wiggershaus entwickelt seinen vor allem kulturhistorisch perspektivenreichen Vergleich am Leitfaden des Philosophieverständnisses der beiden Denker sowie ihrer Sicht des Verhältnisses von Philosophie und Leben und von Sprache und Philosophie. Bedauerlicherweise versäumt es der Autor, sich mit den einschlägigen Vorarbeiten von Christoph Demmerling oder Albrecht Wellmer auseinanderzusetzen und damit seinem Essay mehr philosophische Tiefenschärfe zu verleihen. Dem Buch hätte außerdem eine sorgfältigere Redaktion gut Einige Zitate sind gar nicht nachgewiesen, zahlreiche bibliografische Angaben unvollständig. --Jens Kertscher
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143 Pages